Holsteiner Pferde
Das Holsteiner Pferde ist aus dem internationalen und nationalen Dressursport und Springsport nicht mehr weg zudenken. Der heutige Reitsport wäre ohne das Holsteiner Pferd nicht an der Stelle wo er heute ist. Viele Pferde aus Holstein haben es auf den Reit- und Turnierplätzen dieser Welt zu großen Ehren gebracht. Einige der bekanntesten Reiter wie zum Beispiel Fritz Thiedemann, Ludger Beerbaum, Christian Ahlmann und viele andere konnten nicht nur Weltcup-Siege sondern auch Olympische Erfolge mit einem Holsteiner Pferd erreichen.
Nördlich der Eider dominierte das Schleswiger Pferd. Ein typisches Arbeits- und Ackerpferd aus der Gruppe der dänischen Rösser, das jedoch auch als Reittier unter den schwergepanzerten Rittern einen hervorragenden Ruf genoß. In den Elbmarschen entwickelte sich der Holsteiner. Ein hartes Arbeitspensum und gutes Futter führten wohl dazu, daß sich der warmblütige Holsteiner schon früh zum Glanzstück seiner Gattung entwickelte. Pferde kamen dabei seit altersher weit herum. So wurden schon im 16. Jahrhundert Holsteiner exportiert. 1735 begann das hannoversche Landgestüt seine Zucht mit zwölf Holsteiner Hengsten. Deren Nachkommen wurden Hannoveraner genannt, weil nicht der Ursprungs- sondern der Geburtsort namensbildend war. Vor allem von 1800 bis 1914 blühte im Norden der Pferdehandel mit großen Märkten in Husum, Itzehoe und Altona. Er versorgte nicht nur die Großstädte und adligen Haushalte, sondern verschaffte auch dem Militär die benötigten Reit- und Zugpferde (Remonten). Erst Ende des 19. Jahrhunderts organisierten sich die Züchter.
Am 15. März 1883 wurde mit dem Pferdezuchtverein Krempermarsch der erste Zuchtverband in der Provinz Schleswig-Holstein gegründet. 1891 schlossen die Züchter sich zu einen „Verband der Pferdezuchtvereine in den holsteinischen Marschen“ (Holsteiner Pferde) zusammen. Im selben Jahr entstand der „Verband Schleswiger Pferdezuchtvereine“. Aus den nach ihren Heimatregionen benannten „Landblutpferden“ wurden nun Rassen mit definierten Zuchtzielen. Daß die sich ändern, auch Moden unterworfen sind, zeigt besonders der Wandel des Holsteiners. Bis 1960 war das Zuchtziel, kräftige Reit- und Wagenpferde zu züchten. 1948 war die höchste Zahl der Holsteiner erreicht. Mit der Verbreitung des Schleppers (Treckers) seit den 1950er Jahren hatte das Pferd jedoch als Arbeitstier ausgedient. Die Holsteiner wurden als Sport- und Freizeitpferde weitergezüchtet, indem erneut englische Vollblutpferde eingekreuzt wurden. Holsteiner genießen heute als Sportpferde besonders im Springbereich wieder hohes Ansehen.
1944 wurde der noch heute genutzte Brand eingeführt. Nach dem 2. Weltkrieg verringerte sich der Pferdebestand im Land zwischen den Meeren bedenklich. 1960 gab es nur noch 1.311 Holsteiner Stuten. Das bewog den schleswig-holsteinischen Landtag, das 1874 gegründete Landgestüt Traventhal, dessen Hengstbestand auf 61 gesunken war, aufzulösen. Das bedeutete eine einschneidende Veränderung für die Landespferdezucht in Schleswig-Holstein.
Nach der ersten erfolgreichen Verbandshengsthaltung aus dem 19. Jahrhundert, die durch die Weltwirtschaftskrise jäh beendet wurde, standen die Züchter erneut vor der Entscheidung, sich eine qualitätsorientierte Verbandshengsthaltung aufzubauen oder den Hengstbestand in einzelne Privathengsthaltungen zu zersplittern. Nach vielen Diskussionen übernahm der Verband fast den gesamten Hengstbestand aus Traventhal und baute sich im Laufe der Jahre in Elmshorn ein Hengstdepot auf. Rund 70 Verbandshengste befinden sich derzeit im aktiven Zuchteinsatz, rund 8.000 Zuchtstuten sind heute in Holstein registriert. Gestiegen ist in den letzten Jahren der Anteil der Privathengsthaltung. Ca. 50 Privathengste sind in Schleswig-Holstein neben der Verbandshengsthaltung eine starke Säule der Holsteiner Zucht. Heute ist der Holsteiner ein reines Sport- und Springpferd. Er schaffte damit einen Wandel, der dem Schleswiger nicht gelang. Diese Holsteiner Kaltblüter gelten heute fast als Rarität.