Integrierten Zuchtwerte richtig nutzen
Jeder Züchter sucht einen passenden Hengst für seine Stute. Dabei ist nicht nur interessant, was der Hengst selbst geleistet hat, sondern auch, ob er seine Qualitäten überhaupt an seine Nachkommen weitergibt. Diese Frage kann anhand der Zuchtwertschätzung beantwortet werden. Denn in den Zuchtwert fließen sowohl die Eigenleistungen des Hengstes mit ein, als auch die Erfolge der bereits vorhandenen Nachkommen. Die Auswertung dieser Daten ergibt einen Zuchtwert, der anzeigt, wie hoch die Dressur- oder die Springveranlagung eines Hengstes ist.
Jedes Jahr werden nach der Auswertung einer Vielzahl von Daten die Zuchtwerte der Hengste geschätzt. Informationen von mehr als 615.000 Pferden – über zwölf Millionen Informationen aus Turniersportprüfungen, mehr als 2,9 Millionen Informationen aus Aufbauprüfungen, über 78.500 Informationen aus Zuchtstuten- und Veranlagungsprüfungen sowie mehr als 7.200 Informationen aus Hengstleistungsprüfungen – fließen in das statistische Schätzverfahren der Zuchtwertschätzung ein. Jedes Jahr werden in Deutschland die Integrierten Zuchtwerte für Reitpferdehengste im Auftrag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) am Rechenzentrum der Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung (VIT) in Verden geschätzt. Ziel der Zuchtwertschätzung ist es, erblich bedingte Leistungsunterschiede möglichst genau zu schätzen, um dadurch dem Züchter die benötigte Grundlage zur Auswahl eines Hengstes zu liefern. Dabei muss bedacht werden, dass Zuchtwerte nur ein Baustein zur Beurteilung von Pferden und deren Vererbungsleistung sind.
So können die Integrierten Zuchtwerte genutzt werden
Warendorf (fn-press). Zuchtwerte können die benötigte Grundlage zur Selektionsentscheidung liefern. Die Zuchtwertschätzung gibt Entscheidungshilfen für die Anpaarungsplanung hinsichtlich der Dressur-, Spring- und vielseitigen Veranlagung. Dabei muss aber beachtet werden, dass Zuchtwerte nur ein Baustein zur Beurteilung von Pferden und deren Vererbungsleistung seien können. Die Berücksichtigung weiterer Informationen ist bei der Beurteilung von Reitpferden sicherlich unerlässlich.
Die Hengste können anhand der Zuchtwerte aus unterschiedlichen Sichtweisen selektiert und rangiert werden. Die Kategorisierung der Hengste in die TOP-Prozentklassen leistet beispielweise bei der Einschätzung der Hengste eine züchterische Hilfsstellung. Nicht nur die TOP ein Prozent der Hengste sind interessant, sondern auch weitere Kategorisierungen in TOP-Prozentklassen. Zu den besten fünf Prozent aller dressurveranlagten Hengste zählen alle diejenigen, für die ein Zuchtwert von 136 Punkten und besser geschätzt wurde, zu den besten zehn Prozent alle mit einem Zuchtwert von 126 Punkten und besser und zu den TOP 25 Prozent alle mit einem Zuchtwert von 109 Punkten und besser. Bei den Springhengsten gehören die Hengste mit einem Zuchtwert von 141 Punkten zu den besten fünf Prozent, Hengste mit einem Zuchtwert von 132 Punkten und besser zu den besten zehn Prozent und Hengste mit einem Zuchtwert von 117 Punkten und besser zu den besten 25 Prozent.
Eine weitere wichtige Interpretationshilfe ist die Sicherheit der Zuchtwerte. Die Sicherheit ist abhängig von der vorliegenden Informationsmenge und -qualität und sie schwankt zwischen 99 Prozent (sicher geschätzt) bis 70 Prozent (unsicher geschätzt). Für Pferde mit wenig verfügbaren Informationen (wenn etwa nur von der Mutter oder dem Vater Informationen vorliegen) oder für Pferde, die nur Eigenleistungen (zum Bespiel nur wenige Starts in Aufbauprüfungen) haben, wird der Zuchtwert „vorsichtiger“ geschätzt als für Pferde mit umfangreichen Informationen. Dies ist meistens bei jungen Hengsten der Fall. Dann ist die Vererbungsleistung dieser Hengste noch nicht genügend abgesichert und kann zu größeren Unterschieden führen. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, dass die Hengste in entsprechende Gruppen nach der Sicherheit der Zuchtwerte eingeteilt werden. Auf der Internetseite der FN unter www.pferd-aktuell.de/Zuchtwertschätzung sind jeweils für Dressur und Springen drei TOP-Listen eingestellt, die die Hengste in drei Gruppen nach den Sicherheit der Zuchtwerte (70 bis 79 Prozent, 80 bis 89 Prozent und 90 bis 99 Prozent) eingeteilt.
Suchmaske im Jahrbuch hilft bei der Vererber-Suche
Eine große Hilfstellung bei der Auswahl eines Hengstes bietet das Jahrbuch Sport und Zucht der FN in Form einer DVD. Durch spezielle Funktionen kann aufgrund der Zuchtwerte nach besonders veranlagten Hengsten nach Disziplinen, Rassen und Geburtsjahren der Hengste gesucht werden. Beispielsweise können dort auch vielseitigveranlagte Vererber gefunden werden. Die Suchmaske bietet die Möglichkeit, nach Hengsten zu suchen, die sowohl in der Dressur als auch im Springen überdurchschnittliche Vererbungsleistungen gezeigt haben. Oder aber es spielen Kriterien wie die Rittigkeit oder die Anzahl der Nachkommen im Turniersport eine Rolle bei der Selektion der Hengste. Mit Hilfe des Jahrbuches bestehen vielfältige Möglichkeiten, Erfolge und Informationen aus dem Sport für Zucht- und Sportpferde zu recherchieren und entsprechende Vererber zu finden.
Zu beziehen ist das Jahrbuch Sport und Zucht beim FNverlag, Telefon 02581/6362-254, E-Mail vertrieb@fn-verlag.de oder Internet
Dr. Teresa Dohms-Warnecke