Die Holsteiner Pferdezucht
Holsteiner Springpferde
Die Holsteiner Pferde zeichnen sich vornehmlich durch großes Springvermögen und Leistungsbereitschaft aus. Nach dem ersten Weltkrieg verschwanden die Kavallerieregimenter, wurden die Marställe aufgelöst. Dank der rasanten Entwicklung der ländlichen Reiterei nahm die Sportlichkeit der Pferde zu. In diese Zeit fällt auch die Entdeckung des Holsteiners als Springpferd.
Mit ihrer gewaltigen Muskelkraft, ihrer unerschütterlichen Treue und ihrem nie erlahmenden Eifer sprangen sich die ehemaligen Karossiers in die Spitzengruppe des deutschen Springsports. Erwähnt seien hier nur Egly, 1935 Sieger im renommierten Hamburger Spring-Derby, Nordland, unter Marten von Barnekow Mannschaftsolympiasiegerin von 1936 und Siegerin im Hamburger Spring-Derby von 1938, sowie die Olympiasiegerin im Einzelspringen von Berlin, Tora v. Capenor.
Nach dem totalen Zusammenbruch von 1945 gab es buchstäblich nichts mehr – nur Pferde gab es reichlich. Turniere schossen wie Pilze aus dem Boden, und zugleich setzten wieder die Erfolge der Holsteiner ein. Das erste Hamburger Spring-Derby nach dem Krieg, das im Jahr 1949 ausgetragen wurde, gewann die Elmshornerin Käthe Schmidt-Metzger auf dem Holsteiner Fenek v. Fasan. Ein Jahr später holte sich Fritz Thiedemann mit Loretto v. Lombard den begehrten Eichenkranz.
METEOR UND FRITZ THIEDEMANN
Der unvergessene Fritz Thiedemann war es auch, der mit seinen Pferden auf den Turnierplätzen weltweit Ehre und Ruhm für die Holsteiner Zucht errang. Kein Pferd wurde in Deutschland jemals so geliebt wie sein Meteor v. Diskus. Über ein Jahrzehnt repräsentierte der mächtige Braune, dem vor dem Kieler Wirtschaftsministerium noch zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt wurde, im Springsport den Begriff „Holsteiner“. Er und sein Reiter, die zwei Mal olympisches Mannschaftsgold gewannen, vertraten die Scholle, von der beide stammten, in seltener Vollkommenheit.
Mit Romanus v. Ramzes und Fortun v. Frivol xx feierte HGW viele Erfolge, mit Torphy v. Reinald xx jedoch gewann er Mannschaftsgold bei den Olympischen Spielen 1972 in München.
CLASSIC TOUCH, LIANOS UND CALVARO
Unvergessen bleibt auch Classic Touch v. Caletto II, die 1992 unter Ludger Beerbaum Gold bei den Olympischen Spielen in Barcelona gewann. Bei den Weltreiterspielen 1998 in Rom war es Lianos v. Landlord, der dem Brasilianer Rodrigo Pessoa zu Weltmeisterehren verhalf, und der vom Schweizer Willi Melliger gerittene Calvaro, der „Weiße Riese“, avancierte bei der gleichen Veranstaltung im Finale der Springreiter zum besten Pferd.
Im olympischen Jahr sorgte der von Otto Becker gerittene Dobel’s Cento im Parcours für Furore. Zunächst gewann das Paar die wohl immer noch renommierteste Springprüfung der Welt, den Großen Preis von Aachen. Bei den Olympischen Spielen von 16 Holsteiner im Springen an den Start – trugen die beiden fehlerlosen Runden des Capitol-I-Sohnes entscheidend dazu bei, dass die deutsche Mannschaft olympisches Gold gewann.
FEIN CERA, CÖSTER UND CUMANO
Auch bei den Weltreiterspielen 2002 im spanischen Jerez war eine Holsteiner Stute in aller Munde: Fein Cera v. Landadel machte unter dem Amerikaner Peter Wylde und später dann im Finale mit Pferdewechsel in insgesamt neun Runden nur einen Springfehler. Bei den Europameisterschaften 2003 in Donaueschingen wurde Cöster zum gekrönten König: Unter Christian Ahlmann siegte er in der Einzelwertung und trug zudem maßgeblich zum Mannschaft bei, zu der auch Otto Becker und Dobel’s Cento zählte. Cöster und Dobel’s Cento gehörten bei den Olympischen Spielen von Athen ebenfalls zu der Mannschaft, die die Goldmedaille gewann.
Bei den Weltreiterspielen in Aachen waren die Holsteiner im Parcours das „Maß aller Dinge“. Der Cassini-I-Sohn Cumano wurde unter dem Belgier Jos Lansink nach einem packenden Finale mit Pferdewechsel Weltmeister, und zur siegreichen holländischen Mannschaft im Nationenpreis gehörten mit Verelst Curtis v. Coriano und Eurocommerce Berlin v. Cassini I zwei im Land zwischen den Meeren gezogene Pferde.